Explosionsgefahr gebannt
Ohne Degorgement hingegen schmeckt ein Pet Nat klarerweise hefiger und auch etwas rustikaler. Zugunsten der Feinheit entscheiden sich inzwischen viele WinzerInnen für das Degorgieren. Aber das ist nicht der einzige Grund. Bleibt ein Pet Nat undegorgiert, ist ein äußerst vorsichtiges Handling der Flasche unerlässlich – optimal kühlen, keinesfalls schütteln und möglichst langsam öffnen! Andernfalls kann explosionsartiges Herausschießen der Flüssigkeit nicht nur zu einer kleinen Überschwemmung, sondern auch zu einem beträchtlichen Verlust in der Flasche führen. Die Purbacher Winzerin Birgit Braunstein hatte ihren Pet Nat Rosé Rosenquarz, den sie nun seit acht Jahren macht, anfangs nicht degorgiert. Sie erzählt: „Ich hatte den Rosenquarz an einen Händler in Hamburg verkauft und der gab einem seiner Kunden keine ‚Gebrauchsanweisung‘ mit. So mussten wir hören, dass ein Wohnzimmer mit Rosenquarz überflutet wurde. Wir entschieden uns daraufhin für das Degorgieren – und damit für den sicheren Genuss.“ Von Hand gerüttelt und degorgiert sind auch Johanna Markowitschs erfrischende Pet Nats der Linie „JoMa“. Leichtfüßig und lebendig tanzt ihr Blanc de Blancs aus Weißburgunder und Chardonnay am Gaumen – kein Schwefel, keine Zusätze, 100 Prozent unkompliziertes Trinkvergnügen.
Der Pet-Nat-Trend hat aber nicht nur Österreich, sondern viele Weinländer erfasst. Durstlöschend, puristisch und straff präsentiert sich zum Beispiel der knochentrockene „Le Naturel“ der Bodegas Aroa aus dem spanischen Navarra, hergestellt aus der Sorte Grenache Blanc. An der Loire hingegen bereiten Lise und Bertrand Jousset ihren frischen, rotbeerigen Pétillant Naturel „Rose à Lies“ von Gamay und Grolleau, der saftig, animierend und vielschichtig daherkommt. Diese Pet Nats begeistern als vielseitige Speisenbegleiter, glänzen genauso als Aperitif oder auch als Alleinunterhalter.