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Autor:innen: Daniela Dejnega & Willi Klinger
Die Grundlagen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise sind keineswegs neu, sondern feiern heuer ihr 100-jähriges Jubiläum. Sie gehen auf den Anthroposophen Rudolf Steiner (1861–1925) zurück, der um Pfingsten 1924 acht Vorträge zur Landwirtschaft hielt und damit das Gedankengebäude für diese Arbeits- und Lebensweise schuf. Das Ziel war, den damaligen Problemen der Landwirtschaft, wie der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit und der sinkenden Qualität der Nahrungsmittel, entgegenzuwirken. Steiners Vorträge vor 100 Bäuerinnen und Bauern im polnischen Koberwitz wurden mitstenografiert und als „Landwirtschaftlicher Kurs“ veröffentlicht. Kurz darauf gründete sich der erste „Landwirtschaftliche Versuchsring“, um Steiners Lehren in die Praxis umzusetzen und schon 1928 entstand das Demeter-Warenzeichen. Demeter entwickelte sich zum ersten Bioverband überhaupt, der als erster auch im Weinbau spezielle strenge Richtlinien sowohl für die Arbeit im Weingarten als auch für die Arbeit im Keller (keine Reinzuchthefen, Verzicht auf bestimmte Schönungen und andere Weinbehandlungen) festlegte. Im Zentrum der modernen Biodynamie stehen auch heute die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und das optimale Gleichgewicht im Weingarten, wobei die biodynamischen Präparate und Komposte zur Anwendung kommen. Die Idee geht stets in Richtung eines geschlossenen Betriebsorganismus, im Ideal gehören auch Tiere dazu.
– Daniela Dejnega
Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Landwirtschaft hielt ein grundlegend ökologisches Bewusstsein im Weinbau erst mit Verspätung Einzug. Das hat meiner Meinung nach damit zu tun, dass guter Wein in den Köpfen vieler Menschen per se eine Gabe der Natur ist. Die technischen Aspekte in Weinbau und Kellerwirtschaft werden auch heute noch von den meisten Konsument:innen ausgeblendet. In Wahrheit ist der Wein ein hochkomplexes Produkt, das nur mit einem erheblichen Aufwand an Arbeit und Ressourcen erzeugt werden kann.
Jedes Weinland hat seine Vorreiter:innen in Sachen Ökologie. In Österreich war es die Familie Saahs vom Nikolaihof in der Wachau, die sich schon vor über 50 Jahren von einer deutschen anthroposophischen Ärztin von den Prinzipien der Biodynamie nach Demeter überzeugen ließ und ab 1971 die Weingärten nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftete. In Frankreich trat Nicolas Joly (zertifiziert 1981/84) von der Domaine de la Coulée de Serrant als Bio-Leader an der Loire ins Rampenlicht. Auch Languedoc-Roussillon war durch Gérard Gauby ein frühes Epizentrum der Biodynamie, wobei gerade im vergangenen Jahrzehnt der legendäre Gérard Bertrand („Green Wine Personality of The Year 2020“) mit seinem wirtschaftlich potenten Biodyn-Leitbetrieb wesentlich zum internationalen Aufstieg dieser ewig unterschätzten Region beigetragen hat. Im Elsass nahmen wir Ende der Neunzigerjahre Olivier Zind-Humbrecht und Marcel Deiss als frühe Bio-Pioniere wahr. Ein spannendes Elsässer Weingut der jungen Biodyn-Garde ist wohl die Domäne Charles und Amélie Sparr.
Für Italien gilt Angiolino Maule von I Masieri, der seit 1988 nach biodynamischen Prinzipien arbeitet und 2006 die Vereinigung „VinNatur“ gründete, als Vorreiter. Zu dieser Zeit hatte ich bereits die kupferfarbenen Orange Weine „Breg“ und „Ribolla“ 1999 von Joško Gravner im italienisch-slowenischen Grenzland verkostet und geschätzt. Ausgerechnet Gravner, von dem wir als Importeur zehn Jahre zuvor noch in 200 Prozent neuem Holz ausgebauten Chardonnay bezogen! Das Weingut bewegt sich heute außerhalb aller Verbände. In diesem Kontext muss man in Friaul und Istrien sicher Stanko Radikon, Dario Princic, Giorgio Clai und den Schweizer Unternehmer Mladen Rožanić vom Weingut Roxanich nennen. Über die Biodynamie in Italien kann man aber nicht ohne die Weingüter Foradori im Trentino sowie Lageder und Manincor in Südtirol sprechen.
In der Steiermark hingegen bildeten die Naturweinpioniere Sepp und Maria Muster, Werlitsch (Ewald und Brigitte Tscheppe), Andreas Tscheppe, Karl Schnabel, die Familie Tauss oder etwa Franz Strohmeier einen frühen Cluster. Und doch war noch vor 20 Jahren auch unter Expert:innen die Meinung verbreitet, dass die meisten Bioweine qualitativ nicht mit der Spitze mithalten und „komisch“ schmecken. Biowinzer:innen sahen sich nicht nur massiver Kritik, sondern sogar Anfeindungen ausgesetzt.
Ein massiver Schub in Richtung Imagekorrektur für Bioweine entstand bei uns Mitte der 2000er Jahre, als führende Spitzenweingüter die Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung bekanntgaben. Als ein wichtiges Motiv führten die Protagonisten auch an, man wolle im eigenen Familienbetrieb, wo auch Kinder im Alltag zugegen sind, nicht permanent hochgiftige Spritzmittel in Verwendung haben. Schon 2003 hatte Fred Loimer mit Thomas Teibert, dem Schwiegersohn des südfranzösischen Biopioniers Gérard Gauby ein Gespräch geführt. Dieser brachte Loimer und andere ökologisch interessierte Winzer:innen mit dem in den USA lehrenden Schweizer Andrew Lorand in Kontakt. Dieser hielt 2005 im Weingut Loimer den ersten Biodynamie-Vortrag, der wenig später zur Gründung der Gruppe „respekt-BIODYN“ führte. Die Bio-Umstellung von Topweingütern wie Fred Loimer, Hannes Hirsch, Bernhard Ott, Karl Fritsch, Paul Achs, Gernot Heinrich, Gerhard Pittnauer, Andreas Gsellmann, Judith Beck, Claus Preisinger, Franz Weninger, in der Folge John Nittnaus, Fritz Wieninger, Feiler-Artinger, Herbert Zillinger, Ebner-Ebenauer und später auch die Steirer Sattlerhof und Tement löste in Österreichs Weinszene ein mittleres Erdbeben aus. respekt-BIODYN war von vornherein eine offene Gruppe mit internationaler Beteiligung von Manincor und Foradori in Italien bis zu Wittmann, Schnaitmann, Rebholz und anderen in Deutschland.
„Der Unterschied zwischen konventionell und organisch-biologisch ist geringer als jener zwischen organisch-biologisch und biodynamisch“ sagte mir Biodyn-Pionier Bernhard Ott unlängst, was mich doch einigermaßen ins Grübeln brachte. Klar: Die Biodynamie geht mit ihrer Einbeziehung kosmischer Theorien, der Dynamisierung mittels der Präparate Hornmist und Hornkiesel, dem auf Ganzheitlichkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Denken bis hin zur Berücksichtigung von Mondphasen weit über die organisch-biologische Methode hinaus. Sie ist aufwändiger als alles andere und muss zwangsläufig höhere Verkaufspreise erwirtschaften. Aber bei den Weinen selbst findet man bei der Biodynamie ein breites Spektrum von Geschmacksbildern.
Bernhard Ott lehnt heute oxidativ ausgebaute Weine mit dem Argument ab, dass Oxidation überall gleich schmeckt und damit den Terroirausdruck verwischt. Deshalb produziert er seinen Amphorenwein „Quevre“ nicht mehr und feilt gekonnt an einem immer anspruchsvolleren Weinstil, den seine Kund:innen bis heute voll mittragen. Anders war es bei Gernot Heinrich, der vor etwa zehn Jahren seine Mainstream-Philosophie komplett umstellte und dabei erst einmal alte Kund:innen verlor, bevor er neue gewann. Mit einer gewissen Verkleinerung seiner Produktion und der klaren Positionierung der Produktlinien – von den Klassikern wie Gabarinza, Alter Berg oder Salzberg bis hin zu den Naturweinen unter dem Begriff „Freyheit“ – ist das Weingut heute zeitgemäß aufgestellt.
Vieles tut sich auch beim Schaumwein. In der Champagne waren es die individuellen Récoltants-Manipulants, die schließlich auch große Häuser zu einem Umdenken anregten. Österreichs Winzersekte sind da durchaus am Puls der Zeit. Die meisten der führenden Erzeuger:innen sind biozertifiziert, Loimer und Harkamp sogar biodynamisch. Unsere Produktauswahl in diesem Artikel zum 100-jährigen Jubiläum der Biodynamie ist ein kleiner Ausschnitt aus dem breiten Spektrum zwischen eher „klassischen“ Geschmacksbildern bei Loimer, Ott, Fritsch, Wieninger, Harkamp, Gérard Bertrand, Charles und Amélie Sparr oder Lagravera in Spanien und einem stärker erkennbaren Naturwein-Geschmacksbild bei Lageders Pinot Grigio oder den naturfruchtigen Steirern Muster und Werlitsch über die etwas wildere „Graue Freyheit“ von Heinrich bis zum extremsten Wein der Serie, dem Savennières Le Vieux Clos von Nicolas Joly. Wem dieser Wein schmeckt, der hat vor der Naturweinbewegung nichts mehr zu fürchten.
– Willi Klinger
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